Dachneigung berechnen: selbst messen und rechnen

Die Dachneigung zu berechnen ist in mehreren Situationen ein notwendiger Arbeitsschritt. Sollen beispielsweise eine Solaranlage oder neue Dachziegel am Dach angebracht werden, dann braucht es eine Berechnung. Im Folgenden erfahren Sie, mit welcher Formel Sie den Neigungswinkel berechnen, welche Dachneigungsgruppen es gibt und wie die Umrechnung der Dachneigung von Grad in cm funktioniert.

Wir geben Hinweise zur komfortablen Messung von Längen, Höhen und Tiefen und erklären, welche Unterschiede sich zwischen beispielsweise einem Satteldach und einem Pultdach ergeben. Auch erhalten Sie Tipps zur Berechnung mit bzw. ohne Dachboden.

Den Neigungswinkel berechnen

Die Dachneigung gibt an, wie stark ein Dach geneigt ist, also die Steilheit einer Dachfläche. Dabei geht es um einen Winkel zwischen dem Dach bzw. der Dachfläche und einer horizontalen Ebene, diese ist beim Dach in etwa auf Höhe der Traufe. Die Berechnung ist nicht schwierig und auch eigenständig ohne Fachwissen durchführbar.

Folgende Werkzeuge sollten Sie zur Hand haben:

  • Zollstock bzw. Meterstab
  • Winkelmaß für den rechten Winkel
  • Taschenrechner
  • Bleistift und Papier
  • Einen Klebestreifen oder ähnliches, um Punkte zu markieren
Gut zu wissen: Die einfachste Bemessung der Dachneigung funktioniert über einen Dachboden, der betretbar ist. Um den Winkel des Daches auszumessen, wird ein Dreieck gebildet. Die dem rechten Winkel gegenüberliegende Seite (c) entspricht der Dachschräge.

Rechtwinkliges Dreieck zur Berechnung der Dachneigung

Ein einfaches rechtwinkliges Dreieck, die Seite c ist die Dachschräge.

Dachwinkel berechnen: wie und warum?

Warum ist es überhaupt nötig, den Dachwinkel zu bestimmen, wenn das Haus bereits steht und das Dach längst gedeckt ist? Es ist nicht immer gang und gäbe, dass der Winkel am Dach bekannt ist – gerade bei älteren Gebäuden gingen Aufzeichnungen aus der Bauphase häufig verloren oder wurden über Jahrzehnte zu unleserlichen Papierfetzen.

Trotzdem braucht man in folgenden Szenarien die Dachneigung in Grad oder Prozent, um fehlerfrei arbeiten zu können:

  • Installation einer Solaranlage
  • Neue Dacheindeckung
  • Anbringen von Schneefangvorrichtungen
  • Einbau von Dachfenstern
Gut zu wissen: Die sogenannte Regeldachneigung bezeichnet nicht eine gesetzliche Vorgabe zur Dachneigung, sondern die Neigung, ab der das jeweilige Material zur Dacheindeckung als regensicher gilt.

Berechnung der Dachneigung mit Dachhöhe und Dachtiefe

Um den Dachneigungswinkel zu berechnen, braucht man als ersten Schritt zwei Maße – eine Länge (a) und eine Höhe (b). Es ist nicht nötig, die ganze Dachlänge und Dachhöhe von einem Punkt aus abzumessen. Es reicht, wenn Sie eine Teillänge als Berechnungsgrundlage heranziehen. Die folgenden Berechnungen der Dachneigung gehen von einem klassischen Satteldach aus, das an beiden Seiten gleich geneigt ist:

Dachneigung berechnen - von innen und von außen

Anhand dieser Grafik erkennen Sie leicht die jeweiligen Dachteile und -abschnitte.

Dachhöhe berechnen und Dachtiefe bestimmen

Zur Messung der Dachneigung wird an einem beliebigen Punkt angesetzt und von dort aus ein rechtwinkliges Dreieck gebildet. Die Länge (a) und Höhe (b) stehen im rechten Winkel zueinander – diese 90° zwischen den beiden Größen müssen exakt stimmen, um die Bemessung nicht zu verfälschen.

Gut zu wissen: Ein beliebiger Punkt kann deshalb genommen werden, weil die Neigung des Ortgangs/der Dachfläche bzw. Sparrenlänge zwischen Traufe und First gleich bleibt.

Berechnung mit und ohne Dachboden

Sollte das Haus einen Dachboden haben, was bei Häusern mit Satteldach häufig der Fall ist, dann ist dieser eventuell auch begehbar. So haben Sie bei der Messung besonders leichtes Spiel:

  1. Auf dem Dachboden an der Dachschräge eine waagrechte Länge (a) bestimmen,
  2. dann im rechten Winkel – also 90 Grad – die senkrechte Höhe (b) bis zur Dachschräge (c) nehmen.
  3. Der Winkel (ß), der sich zwischen der Schräge und der Waagrechten ergibt, ist die Dachneigung.

Sollte kein Dachboden vorhanden bzw. betretbar sein, wird derselbe Vorgang auf dem Dach durchgeführt.

  1. Von einem Punkt auf der Schräge aus messen Sie senkrecht die Höhe (b).
  2. Dann bilden Sie einen exakten rechten Winkel und messen die waagrechte Länge (a) zur Schräge hin.
  3. Wieder erhalten Sie den Winkel ß.

Dachneigung berechnen: mit und ohne Dachboden

Die jeweilige Art und Weise der Bemessung mit und ohne Dachboden.

Dachneigung berechnen: Formel

Es ergibt sich also folgender Rechenweg für die Bestimmung der Dachneigung:

1) Für die Berechnung der Seitenlänge: Der Satz des Pythagoras: a²+b²=c²

2) Für den Sinuswert des Winkels: Die Winkelfunktion: b / c = sin (ß)

→ Diesen Sinuswert gibt man anschließend in einen Taschenrechner ein, der wiederum die Grad bestimmt. Dafür muss der Taschenrechner auf Degree (DEG) eingestellt sein und die Funktion arcsin betätigt werden.

Dachneigung berechnen: Formel

Die zwei Formeln plus die Taschenrechnerfunktion zur Berechnung der Dachneigung.

Umrechnung der Dachneigung: Grad in Prozent

Mit folgender Formel lassen sich die bereits bekannten Grade des Steigungswinkels in Prozent umrechnen:

Steigung % = tan (Steigungswinkel [°]) x 100

Dachneigung: Tabelle mit Grad (°) und Prozent (%)

Um Grad in Prozent angeben zu können, ist es am einfachsten, einen Blick auf die Tabelle zu werfen:

Grad °Prozent %
1 1,75
2 3,49
3 5,24
5 8,75
10 17,63
15 26,79
20 36,40
25 46,63
30 57,74
35 70,02
40 83,91
45 100,00

Dachneigungsgruppen: von steil bis flach

Da es verschiedenste Dachkonstruktionen gibt, die alle unterschiedlich geneigt sind, hat man sie in vier Kategorien eingeteilt. Meist stößt man in unseren Breitengraden auf den Ausdruck „Steildach“ bzw. „Satteldach“ und „Flachdach“.

Dachneigungsgruppen: steil bis flach

Die grafische Darstellung der gängigsten Dachneigungen.

Alle Neigungswinkel zwischen „flach“ und „steil“ – also zwischen 10 und 22 Grad – fallen dementsprechend in die Kategorie „geneigt“ bzw. „flach geneigt“.

Dachneigung: Flachdach berechnen und Steildach bestimmen

Dächer können ganz unterschiedliche Neigungen haben, die sie zum Steildach oder zum Flachdach machen. Zum Steildach gehören die Dächer, die eine Dachneigung von 20 Grad und mehr haben. In die Kategorie „Steildach“ gehören also verschiedene Dächer:

  • Satteldächer sind der Klassiker mit zwei Dachflächen, die sich am Giebel treffen (eine Fläche kann größer sein, auch die Traufhöhe kann variieren).
  • Walmdächer haben mehrere Dachflächen (oft vier), die am Giebel zusammentreffen.
  • Pultdächer sind im Grunde stärker geneigte Flachdächer, die nur eine Dachfläche haben.

Steildach und Flachdach: Die gängigsten Varianten

Die gängigsten Steil- bzw. Flachdächer.

Ein Flachdach ist dank der Namensgebung eindeutig ein Dach mit der geringsten Dachneigung. Ganz flach ist das Dach nicht, denn eine Neigung von 0 Grad würde bedeuten, dass kein Wasser in Form von Schnee und Regen abrinnen kann. Im Schnitt haben Flachdächer zwischen 3° und 10° Gefälle, das entspricht einer gültigen Norm, der DIN 18531.

Flachdächer werden laut dieser DIN-Norm in Gruppen eingeteilt. Diese haben folgende Richtwerte:

  • Dachneigungsgruppe 1: bis zu 3° (dies entspricht 5,2 % Gefälle)
  • Dachneigungsgruppe 2: 3° bis 5° (dies entspricht etwa 8,8 % Gefälle)

Für die Ermittlung der Dachneigung benötigt man wieder Länge (a) und Höhe (b): Beim Flachdach misst man, wie beim Satteldach, von einem Punkt aus ein Stück (ca. einen Meter) waagrecht zu einem weiteren Punkt, von dem aus man anschließend in einem rechten Winkel die Höhe bis zur Schräge hinauf bestimmt. Der relevante Winkel ist der zwischen der geneigten Dachfläche und der waagrechten (Länge a).

Veranschaulichung eines Flachdachs

Ein Flachdach ist nie ganz flach, sonst könnte kein Wasser abrinnen.

Ideale Dachneigungswinkel: regionale Unterschiede

Was den idealen Neigungswinkel angeht, so lässt sich festhalten, dass dieser hauptsächlich vom Standort abhängt. Befindet man sich näher am Äquator, so steht die Sonne höher und das Dach sollte dementsprechend abflachen. In nördlicheren Gegenden kann man mit einem steileren Dach mehr Sonnenenergie über die Photovoltaikanalage gewinnen. Auch sind diverse Dachziegel nur für Dächer mit bestimmten Neigungswinkeln geeignet.

Gut zu wissen: Für Ihre neue Photovoltaikanlage müssen Sie Ihr Dach nicht neu ausrichten. Die Paneele lassen sich selbst in einer gewissen Neigung installieren.

Die Sinnhaftigkeit der verschiedenen Dachneigungen sollte immer hinsichtlich der regionalen Witterungsbedingungen entschieden werden. Die Hauptüberlegungen entnehmen Sie der folgenden Grafik:

Beste Dachneigung bei Wind, Regen oder Schnee

Verschiedene Dachneigungen sind in unterschiedlichen Regionen besser oder schlechter geeignet.

Wie rechnet man die Dachneigung aus? Gartenhaus und Carport

Es macht im Grunde keinen Unterschied, ob ein Dach auf dem Wohnhaus, dem Gartenhäuschen, der Terrasse oder dem Carport aufgebaut bzw. eingedeckt wird. Die nötige Mindestneigung bzw. Regeldachneigung muss eingehalten werden, sodass keine Schäden durch Wasserstau und Schneelast entstehen.

Gut zu wissen: Die jeweiligen Seiten des Daches - First, Trauf, Ortgang - werden idealerweise mit Dachblechen abgeschlossen, sodass Wasser nach allen Seiten gut abrinnen kann. Erfahren Sie in unserem Ratgeber z. B. auch, wie Sie Ortgangbleche montieren.

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Dachneigung: Carport

Ein Carport, also eine ganzjährig nutzbare und nach mehreren Seiten offene Möglichkeit, das Auto unterzustellen, hat häufig ein Flachdach. Zwischen der höchsten Kante (First) und der niedrigsten Kante (Traufe) sollte ein Gefälle von 2 Grad bzw. 3,5 Prozent bestehen. Je steiler bzw. stärker das Dach geneigt ist, desto kleiner wird natürlich die Fläche, die sich als Autoabstellplatz unter dem Dach anbietet. 

Die Ausstattung mit Satteldach ist auch möglich, zwischen 15 ° und 25 ° Gefälle gilt als ideal.

Dachneigung: Gartenhaus

Bei einem Gartenhaus kommen häufig Satteldächer und nach hinten abfällige Flachdächer bzw. Pultdächer zum Einsatz. Sie werden genauso bemessen wie ihr jeweils großes Pendant.

Gut zu wissen: Ein Gartenhaus hat zwar weniger Dachfläche, muss aber - je nach Region - viel Schneelast tragen. Im Inneren sollten auf jeden Fall Dachbalken verbaut werden, die das Dach samt Schneelast auch im tiefsten Winter tragen können.

Bei Gartenhäusern kommt auch klassischerweise viel Holz zum Einsatz. Das vielseitige Baumaterial ist widerstandsfähig, gut zu verarbeiten und sieht schön aus. Allerdings muss bedacht werden, dass hier das Vermeiden von Staunässe besonders essentiell ist.

Fazit

Die Messung und Berechnung der Dachneigung ist in mehreren Situationen vonnöten, und wer gerade gebaut hat, kennt den Winkel sowieso. Egal, ob es sich um Neubau, Altbau, Gartenhaus oder Carport handelt, die Dachneigung sollte sich nach den Witterungsbedingungen der Region richten. Das Dach sollte immer so steil sein, dass keine Staunässe entsteht und gleichzeitig die Gefahr für Dachlawinen gering gehalten werden kann.

 


FAQ – häufig gestellte Fragen

Wie rechnet man die Dachneigung aus?

Sollte das Haus einen begehbaren Dachboden haben, gehen Sie folgendermaßen vor:

  1. auf dem Dachboden an der Dachschräge eine waagrechte Länge (a) bestimmen
  2. dann im rechten Winkel – also 90 Grad – die senkrechte Höhe (b) bis zur Dachschräge (c) nehmen.
  3. Der Winkel (ß), der sich zwischen der Schräge und der Waagrechten ergibt, ist die Dachneigung.

Sollte kein Dachboden vorhanden bzw. betretbar sein, wird derselbe Vorgang auf dem Dach ausgeführt.

  1. Von einem Punkt auf der Schräge aus messen Sie senkrecht die Höhe (b).
  2. Dann bilden Sie einen exakten rechten Winkel und messen die waagrechte Länge (a) zur Schräge hin.
  3. Wieder erhalten Sie den Winkel ß.

Wie viel Neigung hat ein Dach normalerweise?

Dächer gibt es in verschiedenen Neigungen. Unterschiedliche Neigung verlangt nach unterschiedlichen Materialien zur Dacheindeckung. Ein Flachdach sollte mindestens 3 Grad Neigung haben, damit Wasser abfließen kann. Steildächer haben einen Neigungswinkel von mindestens 20 Grad.

→ Im Süden sind die Dächer flacher, im Norden eher steil (50 Grad und mehr).

Was bedeutet Regeldachneigung?

Die sogenannte Regeldachneigung bezeichnet nicht eine gesetzliche Vorgabe zur Dachneigung, sondern die Neigung, ab der das jeweilige Material zur Dacheindeckung als regensicher gilt.

Wie gibt man die Dachneigung an?

Die Neigung des Daches wird in der Regel in Grad angegeben. Wenn Prozente genannt werden, spricht man häufig vom Gefälle. 

Wie viel sind 6 Grad Dachneigung in Prozent?

6 ° Dachneigung entsprechen 10,5 %. Das ist für ein Flachdach ein gängiger Neigungswinkel.

Tags: messen, Dach

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